Berufsfeuerwehrtag der Vilsecker Jugendfeuerwehr
(zum Bericht aus der Amberger Zeitung 24.09.05 [Bericht im PDF Format])

Nach sehr guten Erfahrungen im letzten Jahr, wurde auch heuer wieder der Berufsfeuerwehrtag der Vilsecker Jugendfeuerwehr abgehalten. Am Samstag, den 10.09.05 trafen sich früh am Morgen 16 Jugendliche der Feuerwehr Vilseck um gemeinsam einen Tag mit vielen Höhepunkten zu erleben. Ein Team aus der aktiven Wehr stellte ein Tagesprogramm zusammen, das sehr viele Überraschungen beinhaltete.

Um 8:00 Uhr begann Jugendwart Jürgen Schwepper mit der Begrüßung der Jugendlichen. Er erklärte den Ablauf des Berufsfeuerwehrtages und gab die Aufteilung der Jugendlichen auf die Fahrzeuge bekannt. Aufgrund der Vielzahl an Teilnehmern war es möglich, alle vier Fahrzeuge der Vilsecker Wehr dauerhaft zu besetzen.

Bereits um 8:30 Uhr stand der erste Unterricht auf dem Programm. 1. Kommandant Lothar Hasenstab referierte über ein Thema, das den Jugendlichen eigentlich erst mit 18 Jahren begegnet: Atemschutzgrundsätze.

Der Unterricht hatte aber durchaus seinen Sinn, da um 10:00 Uhr plötzlich der Hausalarm ertönte! „Zimmerbrand im neuen Bauhof Vilseck – eine Person vermisst!“ Keine zwei Minuten später rückte bereits das erste Fahrzeug aus. Nach kurzer Lageerkundung stand fest, dass ein Raum völlig verraucht war und die vermisste Person bewusstlos darin lag. Zwei Feuerwehranwärter gingen zügig unter schwerem simulierten Atemschutz und Wasser am Strahlrohr in den Brandraum vor. Die Personenrettung stellte sich als schwierig dar, da die Sicht durch den Rauch und das Vorgehen durch herumliegende Teile beeinträchtigt wurde. Durch das LF 8 wurde zusätzlich eine Wasserversorgung aus einem Unterflurhydranten aufgebaut um ein mögliches Ausbreiten des Brandes schnell bekämpfen zu können. Den „neuen“ Atemschutzträgern ist es zu verdanken, dass bereits nach 15 Minuten an die Einsatzzentrale „Person gerettet – Feuer aus!“ gemeldet werden konnte.

Nach dem Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft folgte ein weiterer Unterricht. Manuel Rittner erklärte den Jugendlichen die wichtigsten Punkte der Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die „stabile Seitenlage“, die „Mund-zu-Nase-Beatmung“ und die Wiederbelebungsmaßnahmen wurden nach und nach von jedem einzelnen Teilnehmer an einer Puppe geübt. Auch hier hatten die Jugendlichen sichtlich Spaß.

Nach langem Vormittag mit zwei Unterrichten und einem Einsatz hatten alle Teilnehmer großen Hunger. Deswegen gab es um 12:00 Uhr ein verdientes Mittagessen. Allerdings endete das Mittagessen kurze Zeit später durch eine weitere Alarmierung abrupt: „Ölspur Ortseinfahrt Am Langen Steg!“ Eine Erntemaschine hatte in einer Linkskurve kurz vor der Ortschaft Am Langen Steg Öl auf einer Länge von 30 Metern verloren. Ein Großteil der Jugendlichen streute Ölbindemittel auf die betroffenen Stellen und beseitigte das verlorene Öl. Die anderen regelten den Verkehr an der Einsatzstelle. Nach gut 30 Minuten war die Flüssigkeit beseitigt und das Team konnte die Einsatzstelle verlassen. Aufgrund des Regens und der möglichen Rutschgefahr in dieser Kurve wurden Warntafeln zur Sicherheit der Autofahrer aufgestellt.

Um 14 Uhr stand die erste praktische Übung auf dem Programm. Wie auch im letzten Jahr stand hier die Fahrzeug- und Gerätekunde an. Die Ausbilder schilderten den Aufbau der Fahrzeuge, sie stellten den Jugendlichen die vorhandenen Gerätschaften vor und zeigten ihnen den Einsatznutzen der jeweiligen Fahrzeuge und Geräte.

Um 15:15 Uhr folgte ein weiterer Einsatz: „Personenrettung aus der Vils zwischen Schlicht-Kagerhof & Gumpenhof“. Aufgrund der nicht genau definierbaren Einsatzstelle schickte der Einsatzleiter die vier Fahrzeuge an vier verschiedene Stellen zum Absuchen der Vils. Die Person wurde nach kurzer Zeit in der Vils nähe Kagerhof gefunden. Die Person lag bewusstlos in einem Schlauchboot, welches zudem noch Luft verlor. Eine schnelle Rettung war also notwendig. Zwei Feuerwehranwärter stiegen sofort mit einem Rettungsboot ins Wasser und versuchten die Person schnellstens zu erreichen. Da ein Übersteigen auf das Schlauchboot nicht möglich war, musste das Boot zurück an die Einstiegstelle geschleppt und die Person dort versorgt werden. Die beiden Jugendlichen leisteten vorbildliche Arbeit, der Stress war ihnen nach dem Erreichen der Rettungsstelle sichtlich anzumerken. Die bewusstlose Person wurde dann dem BRK zur weiteren Behandlung übergeben.

Nach der Rückkehr sollte eine weitere Übung folgen. Der Aufbau gemäß dem Leistungsabzeichen THL sollte den Jugendlichen vermittelt werden, schließlich kann es jederzeit sein, dass eine Person bei einem Verkehrunfall eingeklemmt ist und eine Rettung ohne schweres Gerät nicht möglich ist. Die Übung fiel aber sprichwörtlich ins Wasser. Der Regen machte dem Tagesablauf wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Als Ersatz zu dieser Übung bekamen die Jugendlichen einen Film über patientengerechte Rettung aus einem Fahrzeug zu sehen. Vielleicht brauchten sie diese Informationen später noch?

Um 18:00 Uhr wurde dann der Grill für das Abendessen angeschürt. Bei Bratwürsten und Steaks wollte man den Übungsnachmittag im Feuerwehrhof abschließen. Aber auch dieser Teil fiel dem Regen zum Opfer. Kurzerhand entschloss man sich, den Grillabend nach drinnen zu verlegen.

Zum Ausklang des Abends sollte es im Floriansstüberl den Hollywood-Film „Im Feuer“ zu sehen geben. Allerdings wurde daraus vorerst nichts, da die Feuerwehranwärter um 20:15 Uhr durch einen weiteren Einsatz zum Dienst gerufen wurden: „Feuer ehemaliges Sägewerk Schmid, Brand mehrerer Holzpaletten, Feuer droht auf Gebäude überzugreifen!“ Dieses Alarmstichwort sagte viel Arbeit voraus. Bereits bei der Anfahrt war der Feuerschein am Nachthimmel zu sehen. Die Flammen loderten auf einem Parkplatz vor der Ratz-Fatz-Halle mehrere Meter hoch gen Himmel. Die Besatzung des TLF ging mit dem Schnellangriff sofort zur Brandbekämpfung über, das LF 8 baute eine Wasserversorgung aus einem Oberflurhydranten auf und versuchte das angrenzende Gebäude zu sichern.

Die Feuerwehranwärter auf dem RW 1 leuchteten die Brandstelle weiträumig aus, da bereits die Dämmerung eingetreten war. Nach kurzer Zeit meldete der Maschinist des TLF, dass seine Pumpe nicht mehr funktioniere, worauf die Besatzung des LF 8 die aufgebaute Schlauchstrecke zur Versorgung des Angriffstrupps des TLFs erweitern musste. Nachdem der Einsatzleiter bemerkte, dass das Feuer mit Wasser nicht optimal gelöscht werden konnte, ließ er von der Mannschaft des TLFs ein Mittelschaumstrahlrohr vornehmen um die immer wieder auflodernden Flammen aus dem Holzhaufen zu ersticken.

Um 20:50 Uhr schließlich konnte er „Feuer aus!“ an die Einsatzzentrale melden. Nach dem Rückbau und der Rückkehr ins Gerätehaus mussten die vielen benutzten Schläuche getauscht und gewaschen werden um die Einsatzbereitschaft aller Fahrzeuge wiederherzustellen. Die Feuerwehranwärter erledigten dies in Windeseile. Sie merkten, dass ein Einsatz nicht mit dem Löschen eines Feuers erledigt ist, sondern erst mit dem Aufräumen und dem Vorbereiten auf die nächsten Einsätze.

Danach gab es aber dann endlich den Film „Im Feuer“ zusehen, bei dem ein Feuerwehrmann in den USA bei einem Hochhausbrand eine Person rettet, später aber selbst in den Flammen ums Leben kommt.

Als der Film um 0:15 Uhr, verzögert durch den Brandeinsatz, aus war, war dann Nachtruhe angesagt. Kaum hatten die Jugendlichen den ersten Schlaf hinter sich, wurden sie um ca. 1:15 Uhr unsanft durch eine erneute Alarmmeldung geweckt: „Verkehrsunfall beim städtischen Wasserwerk, zwei Personen eingeklemmt!“ An der Einsatzstelle angekommen, erkundete der Einsatzleiter die Unfallstelle. Ein PKW war von der Fahrbahn abgekommen und war im Graben zum Liegen gekommen. Durch die Wucht des Aufpralls waren beide Türen nicht mehr zu öffnen.

Ein Feuerwehranwärter kümmerte sich im Fahrzeug um beide Verletzte. Der Rettungstrupp ging mit schwerem Gerät zur Befreiung der Personen vor. Zuerst wurde das Fahrzeug stabilisiert, damit es durch das Abtrennen von Fahrzeugteilen nicht zum Zusammenknicken kommen konnte. Danach wurde das Dach komplett entfernt um die Patienten schonend retten zu können. Desweiteren wurden beide Türen entfernt, da die Verletzten mit den Füßen im Frontbereich eingeklemmt waren und nur so ein Zugang an diese Stellen möglich war.

Der Fahrer wurde über die Türöffnung befreit. Seine Verletzungen reduzierten sich auf seine Füße. Der Beifahrer allerdings wurde mittels einer Schaufeltrage des alarmierten BRKs nach hinten aus dem Fahrzeug befreit, da bei ihm Wirbelsäulenverletzungen nicht auszuschließen waren. Um 2:15 waren die Personen aus dem Fahrzeug gerettet und der Einsatz konnte beendet werden.

Die nahezu schattenlose Ausleuchten der Unfallstelle, aufgebaut von der Besatzung des RW 1 und des LF 8, konnte wieder abgebaut werden. Um 2:30 Uhr konnte die von Jugendlichen aus dem LF 8 und dem MTW gesperrte Straße wieder freigegeben werden. Nach der Rückfahrt ins Gerätehaus wurde den Jugendlichen gesagt, dass dies der letzte Einsatz gewesen sei. Sichtlich erschöpft von dem langen Diensttag wurde sich noch eine halbe Stunde im Floriansstüberl zusammengesetzt und über den Berufsfeuerwehrtag geredet. Danach fielen alle Feuerwehranwärter todmüde in ihr Bett.

Am nächsten morgen gab es um 7:30 Frühstück, bevor der Berufsfeuerwehrtag 2005 um 8:00 Uhr endete. In einem Abschlussgespräch bedankte sich der Jugendwart Jürgen Schwepper bei den Jugendlichen für ihre zahlreiche Teilnahme und für ihre sehr gute Mit- und Zusammenarbeit. Desweiteren bedankte er sich bei den vielen Helfern, die im Voraus den Berufsfeuerwehrtag planten und die Jugendlichen während des Tages bei den diversen Aktionen begleiteten. Ein Dankeschön sprach er auch dem BRK aus, die den Jugendlichen ihren Rettungswagen vorführten und nachts beim Verkehrsunfall anwesend waren.

Um 8:15 Uhr wurden die Feuerwehranwärter sichtlich erfreut und überwältigt von den positiven Erfahrungen beim Berufsfeuerwehrtag 2005 aus dem 24-Stunden-Dienst entlassen. Ein weiterer sehr gut gelungener Berufsfeuerwehrtag war beendet. Viele Jugendliche fragten bereits hier nach, wann denn der nächste BF-Tag geplant sei.