Tag der technischen Hilfeleistung

Eine etwas intensivere Ausbildung als sonst veranstaltete die FF Vilseck am Samstag, 05.11.2005 in Form eines Ausbildungsseminars zum Thema „Technische Hilfeleistung nach Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“. Ziel dieser Ausbildung war es neben der Einführung von neuen Standards und Vorgehensweisen, so vielen Aktiven wie möglich die Chance zu geben den Umgang mit dem hydraulischen Rettungsgerät zu üben.

Zu Beginn der Veranstaltung standen um 10:00 zwei theoretische Unterrichte auf dem Programm. Als erstes Thema wurde die medizinische Rettung in den Vordergrund gestellt. Christof Strobl, selbst Rettungsassistent und aktives Mitglied der FF Vilseck, erklärte den 40 Anwesenden die Abläufe bei einem schweren Verkehrsunfall aus Sicht des Rettungsdienstes. Dabei standen die häufigsten Verletzungsmuster, welche bei einem Verkehrsunfall auftreten können, sowie die Grundlagen der patientenorientierten Rettung im Vordergrund.

Nach einer kurzen Pause folgte der zweite Unterricht, bei dem Kommandant Lothar Hasenstab über die Organisation der Einsatzstelle, sowie über die technische Rettung selbst referierte. Zum Thema Organisation der Einsatzstelle stellte Hasenstab eine Neuerung für die FF Vilseck vor. Einer Geräteablage soll bei künftigen Einsätzen helfen die Einsatzstelle besser zu organisieren. Auf dieser 2,5 x 2,5 m große Plane werden in Zukunft sämtliche Gerätschaften, welche bei Arbeiten an einem verunfallten PKW benötigt werden, gelagert. Die räumliche Nähe zum Unfallfahrzeug (Entfernung ca. 5-8 m) hilft dabei unnötige Wege zum Löschfahrzeug und wieder zurück zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass die Geräte nicht mehr so stark verschmutzt werden können, und durch die orange Farbe der Plane auch alle Geräte wieder schnell aufgefunden werden. Vor allem bei nächtlichen Einsätzen in unwegsamen Gelände ein erheblicher Vorteil.


Geräteablage: Leider nicht ganz komplett, da das Foto während der ersten Übung entstanden ist!

Eine weitere Verbesserung stellt eine Werkzeugkiste, welche von 3. Kommandant Peter Ziegler erstellt wurde, dar. In dieser, speziell für den Bereich THL – Verkehrsunfall konstruierten Kiste befinden sich sämtliche Werkzeuge, die bei einem solchen Einsatz hilfreich sein könnten. Ein lästiges Zusammensuchen dieser Gerätschaften im Löschfahrzeug entfällt.

Zum Thema „Technische Rettung“ ging Hasenstab dann auf die verschiedenen Techniken, mit denen die hydraulischen Rettungsgeräte zum Einsatz gebracht werden können, sowie auf die notwendigen Stabilisierungs- und Sicherungsmaßnahmen ein.

Um für die praktischen Übungen am Nachmittag gestärkt zu sein, gab es im Anschluß an den theoretischen Teil eine Brotzeit.

Als erstes Übungsszenario stand ein Unfall mit mehreren eingeklemmten Personen, bei dem das Fahrzeug mit der Beifahrertür an einer Hauswand zu Stehen kam, auf dem Programm. Um an dem Fahrzeug von allen Seiten arbeiten zu können, wurde deshalb als Erstes versucht das Fahrzeug mit der Seilwinde des RW 1 so schonend wie möglich von der Wand wegzuziehen. Da man dies bisher in der Praxis nicht erprobt hatte, konnten hier bereits erste brauchbare Erfahrungen für zukünftige Einsätze gewonnen werden.

Danach wurde dann damit begonnen das Fahrzeug fachgerecht zu öffnen, um den Patienten befreien zu können (aus Zeitgründen wurde nur ein „Opfer“ gerettet). Da für den Übungstag auch extra ein Rettungswagen des BRK (Reservefahrzeug) vor Ort war, wurde bei dieser Übung auch das Zusammenspiel zwischen BRK und Feuerwehr geübt. Um die Übung so realistisch wie möglich zu gestalten, wurde dem Patienten eine angedeutete Infusion, sowie ein EKG angelegt. Nachdem dann mit Hilfe der Rettungsschere das Dach abgetrennt war, konnte dem „Unfallfahrer“ ein Rettungskorsett (sog. KED) angelegt werden.

Um den Patienten schließlich befreien zu können, musste noch die „Einklemmung“ im Fußraum beseitigt werden, wozu der Vorderbau des Fahrzeugs mit Spreizer und Rettungszylinder weg gedrückt wurde. Anschließend konnte man das Unfallopfer dann mittels Schaufeltrage achsengerecht nach hinten aus dem Fahrzeug befreien.

Die zweite Übung dieses Tages stellte einen nicht alltäglichen Fall nach: Nach einem Unfall kommt das Fahrzeug auf der Seite zum liegen. Auch in dieser Situation gilt es das Fahrzeug wie vorgefunden zu stabilisieren, um weitere Verletzungen für die eingeklemmte(n) Person(en) zu vermeiden. Dazu wurde mit Hilfe von Steckleiterteilen und Spanngurten das Fahrzeug an der Unterseite abgestützt. Zusätzlich wurde der PKW noch unter den Kotflügeln mit Holzkeilen unterbaut.

Nachdem das Fahrzeug so stabilisiert war, konnte damit begonnen werden, den eingeklemmten Patienten zu befreien. Hierzu wurden die Fahrzeugsäulen an der „Oberseite“ durchtrennt, und das Dach dann seitlich abgeklappt.

Als letztes Übungsszenario für diesen Tag wurde nochmal ein Unfall mit einem auf der Seite liegenden PKW nachgestellt. Um den Schwierigkeitsgrad allerdings etwas zu steigern, wurde angenommen, dass das Fahrzeug mit dem Dach voraus gegen eine Hausmauer geprallt ist, und deshalb ein seitliches Abklappen des Daches nicht möglich ist. Nachdem der PKW wie im vorangegangenen Szenario stabilisiert war, entschied sich die Übungsgruppe die oben liegenden Beifahrerseite komplett zu entfernen. Um dort leichter arbeiten zu können, brachte man die Rettungsplattform in Stellung, von der aus ein sicheres Arbeiten möglich war. Da die Öffnung nach dem Entfernen der beiden Türen, sowie der B-Säule groß genug war, konnte der Patient wieder mit Hilfe der Schaufeltrage gerettet werden.

Zum Abschluß des Ausbildungssamstags bedankte sich Kommandant Hasenstab bei allen Mitorganisatoren für die Unterstützung bei den Vorbereitungen, vor allem aber bei 3. Kommandanten Peter Ziegler und Christof Strobl für die Unterstützung bei der theoretischen und praktischen Ausbildung. Ein Herzliches Vergelt´s Gott galt natürlich auch noch den beiden Sanitätern, die sich mit einem RTW an dem Übungstag beteiligten!


Leider waren aus privaten Gründen nicht mehr alle Teilnehmer anwesend!

Schließlich bleibt noch festzuhalten, dass der erstmals in dieser Form durchgeführte Ausbildungstag sehr positiv aufgenommen wurde, so dass eine Wiederholung (auch mit anderen Themen) durchaus vorstellbar ist.